Die Elektromobilität hält Einzug in den Fernverkehr, und elektrische Lastkraftwagen (E-LKWs) stehen im Zentrum dieser Transformation. Doch wie sieht die Praxis aus? Welche Erfahrungen machen Speditionen und Fahrer mit E-LKWs? Und kann man bald mit einer Wende im LKW-Verkehr rechnen?
Speditionen wie die Nanno Janssen in Leer haben bereits erste Schritte unternommen, um E-LKWs in ihre Flotten zu integrieren. Der Fahrer Tobias Wagner, bekannt als „Elektrotrucker“, berichtet von positiven Erfahrungen. Der gesetzlich vorgeschriebene Fahr-Rhythmus von viereinhalb Stunden am Steuer, gefolgt von einer 45-minütigen Pause, passt ideal zu den Ladezeiten der Batterie-LKWs. Wagner ist überzeugt, dass sich elektrische Antriebe für schwere Nutzfahrzeuge durchsetzen werden.
Welche Vorteile bieten die E-Brummis?
E-LKWs bieten erhebliche wirtschaftliche Vorteile, trotz ihrer höheren Anschaffungskosten von 280.000 bis 300.000 Euro im Vergleich zu Diesel-LKWs, die etwa 130.000 Euro kosten. Die Betriebskosten sind niedriger, da der Strom für 100 Kilometer rund 35 Euro kostet, während Diesel etwa 54 Euro kostet. Zudem sind elektrische Schwerlast-LKWs bis Ende 2025 von der Maut befreit, was zusätzliche Einsparungen ermöglicht. Aber vor allem auch aus ökologischer Sicht wäre ein Umstieg auf eMobilität in der Logistik lohnend. E-LKWs sind lokal emissionsfrei und deutlich leiser, was die Luftqualität in Städten verbessert und die Lärmbelastung entlang von Autobahnen reduziert. Fortschrittliche Telematik- und Flottenmanagementsysteme ermöglichen eine optimierte Routenplanung und Lademanagement, was zu effizienteren Transportwegen führt.
Aktuelle Herausforderungen und Aussichten
Entwicklungspotential liegt vor allem im Ausbau der Ladeinfrastruktur. Aktuell müssen viele Fahrer noch auf Ladeparks für PKWs ausweichen, was umständlich sein kann. Es gibt aber bereits gute Aussichten: Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur hat 350 wichtige Standorte identifiziert, an denen mehr als 4.000 Ladepunkte entstehen sollen, darunter das Megawatt Charging System (MCS), das Ladeleistungen von bis zu 3,75 Megawatt ermöglicht und die Ladezeiten während der gesetzlichen Pausen auf etwa 45 Minuten reduziert. Unternehmen wie Milence haben bereits Megawatt Charger in Frankreich und den Niederlanden eröffnet, und Deutschland folgt mit Ladeparks an der A9 zwischen Leipzig und Berlin sowie am Hermsdorfer Kreuz in Thüringen.
Die hohen Anfangsinvestitionen in Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur lassen vor allem mittelständische Unternehmen noch zögern. Doch hierfür bieten staatliche Förderungen Unterstützung von bis zu 80% der Investitionskosten, um den Markthochlauf von Elektromobilität im Nutzfahrzeugsektor zu fördern. Diese Förderungen machen den Kauf und Betrieb von E-LKWs attraktiver und treiben die Elektrifizierung im Nutzfahrzeugsektor voran.
Auch die Batterietechnologie entwickelt sich weiter. Die Kosten für Batteriezellen haben sich in den letzten Jahren deutlich verringert, was die Attraktivität von E-LKWs steigert und die Kostenlücke zwischen Diesel- und Elektroantrieb mittelfristig verkleinert.
Fazit
Die Elektrifizierung des LKW-Verkehrs hat das Potenzial, die Branche nachhaltig zu verändern. Während die Umstellung mit Herausforderungen verbunden ist, bieten E-LKWs erhebliche Vorteile für Umwelt und Wirtschaft. Die Transformation nimmt Fahrt auf, und viele große Logistikunternehmen planen bereits, ihren Fuhrpark auf elektrische Antriebe umzustellen. Mit sinkenden Batteriepreisen und steigenden regulatorischen Anforderungen könnte die Wende im LKW-Verkehr schneller kommen, als viele erwarten.