Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Problematik der Parkplatzsuche für Lastwagenfahrer auf deutschen Autobahnen und die täglichen Herausforderungen dieser Berufsgruppe. Im Gespräch mit Stefan Heller (der Name des Fahrers wurde aus datenschutzrechlichen Gründen geändert), einem engagierten Lkw-Fahrer, erfahren wir aus erster Hand, wie dieser alltägliche Kampf aussieht und welche Auswirkungen er auf das Leben und die Sicherheit des 36-jährigen LKW-Fahrers hat.
Haben Sie Probleme, abends einen Parkplatz auf der Autobahn zu finden?
Ja, jeden Abend. Wenn ich zu spät einen Parkplatz anfahre, dann finde ich keinen Stellplatz für die Nacht. Das wiederholt sich ständig.
Wie oft haben Sie Probleme pro Woche?
Die Suche nach einem Übernachtungs-Parkplatz habe ich jeden Abend. Manchmal finde ich einen, manchmal nicht. Etwa 2-3 Mal pro Woche finde ich keinen Parkplatz. Dann muss ich improvisieren. Ich stehe dann in 2. Reihe auf dem Lkw-Parkplatz. Wenn da auch schon alles voll ist, muss ich in der Auffahrt oder in der Ausfahrt stehen. Ganz selten fahre ich die nächste Abfahrt ab und stelle mich irgendwo in das nächste Wohngebiet.
Wo parken Sie, wenn Sie keinen Parkplatz an der Autobahn finden?
Wie gesagt, im nächsten Wohngebiet. Wenn ich vorher durch ein Gewerbegebiet fahre, dann such ich mir da ein ruhiges Eckchen.
Wie unterstützt Sie Ihr Disponent/Ihr Spediteur bei der Parkplatzsuche?
Gar nicht bis selten.
Wie oft überschreiten Sie wegen der Parkplatzsuche Ihre Lenkzeit?
Grundsätzlich versuche ich natürlich, das zu vermeiden. Geht nur leider nicht immer.
Bekommen Sie dann in der Regel Ärger mit Ihrer Spedition?
Manchmal ja, manchmal nein. Kommt darauf an, ob ich den Auftrag insgesamt gut abgewickelt habe.
Bekommen Sie die Kosten für das Parken auf Autohöfen von Ihrer Spedition erstattet?
In der Regel nicht, nein.
Wurden Sie schon einmal auf einem Parkplatz überfallen?
Zum Glück noch nicht.
Wie sieht für Sie der perfekte Lkw-Parkplatz aus?
Ein perfekter Lkw-Parkplatz sollte in erster Linie eines sein: Sauber. Wenn dann noch eine kostenfreie Toilette und Dusche möglich ist, ist die Welt schon in Ordnung. Eine große Mülltonne ist auch nicht schlecht. Dann können die Fahrer ihren Müll dort ordentlich entsorgen.
Wie lange vor Ende Ihrer Lenkzeit beginnen Sie mit der Parkplatzsuche?
Eine halbe Stunde vor Ende fange ich an, mich nach einem geeigneten Parkplatz umzusehen, auf dem ich über Nacht bleiben kann. Manchmal gelingt es mir, innerhalb der Lenkzeit zu bleiben, manchmal nicht.
In welcher Region in Deutschland ist es besonders schwer, einen Parkplatz zu finden?
Ganz schwierig ist es im Ruhrgebiet. Da haben meine Kollegen und ich jedes Mal Probleme.
Ist Ihnen bekannt, dass in Bautzen, Abfahrt Salzenforst, ein neuer Lkw-Parkplatz eröffnet wurde, der genau diese Merkmale aufweist?
Nein, das ist mir nicht bekannt. Das ist ja prima. Dann entspannt sich hier die Situation vielleicht endlich einmal.
Wie ist die Kommunikation unter den anderen Fahrern? Geben Sie sich Hinweise, wo noch freie Parkplätze sind?
Im Grunde schon. Wenn irgendwo ein großer Parkplatz ist, der nicht ganz ausgelastet ist, sagen wir das natürlich weiter. Anders ist es mit Geheimtipps, also kleinere Parkplätze. Oder nur einzelne Parkplätze. Die behält meist jeder für sich.
Haben Sie eine firmeneigene App? Welche Funktionen hat diese?
Nein, so etwas haben wir nicht.
Wie erfolgt die Auftragsabwicklung der Fahrer/Fahrerinnen (telefonisch, über eine Schnittstelle in der Telematik, Fax, etc.)?
Meist über Telefon. Mein Spediteur ruft mich an und sagt mir, wann ich wo sein soll und was ich laden soll. Und die Empfänger-Adresse, die nennt er mir auch.
Empfiehlt Ihnen Ihr Arbeitgeber Lkw-Parkplätze für die Nacht oder überlässt er die Planung Ihnen?
Nein, die Planung überlässt er komplett mir. Es interessiert ihn nicht, wo ich parke.
Wie wichtig sind für Sie Sicherheitsparkplätze und aus welchen Gründen?
Für mich sehr wichtig. Man steht einfach sicherer über Nacht. Und muss nicht dauernd lauschen und aufpassen, ob einer um mein Fahrzeug schleicht. Zaun und Schranke sind schon sehr gut. Besser noch mit Kameraüberwachung. Wie gesagt, auch Toilette und Dusche sind nice.
Wie wichtig ist Ihnen die familiäre Unterstützung?
Sehr wichtig. Ohne meine Familie könnte ich den Job gar nicht machen. Sie fehlt mir sehr, meine Familie.
Ist es für Sie schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen?
Manchmal ja, manchmal nein. Es gibt schon Tage, da wäre ich lieber zu Hause, bei meinen Töchtern. Aber ich kann das anderweitig wieder gut machen. Ich fahre 3 Wochen durch und bin dann komplett 1 Woche zu Hause. Das ist dann auch schön.
Ist Ihr Auftraggeber/Ihre Spedition zertifiziert (z. B. ISO-Zertifikat)?
Keine Ahnung. Was soll das sein?
Wussten Sie, dass sich Speditionen mit Zertifizierung dazu verpflichten, gesicherte Transporte durchzuführen (d. h. auch, auf gesicherten Parkplätzen zu parken)?
Das ist interessant. Nein, das wusste ich nicht.
Das Gespräch mit Stefan Heller wirft ein Licht auf die oft übersehene Problematik der Parkplatzsuche für Lkw-Fahrer. Die Herausforderungen, vor denen diese Berufsgruppe steht, sind vielfältig und erfordern dringende Lösungen. Saubere und sichere Parkplätze sind nicht nur ein Komfort, sondern ein dringend benötigter Beitrag zur Sicherheit und Arbeitszufriedenheit dieser hart arbeitenden Fachleute.